Alles über Narben
Der Vorwurf, dass im B1-Kurs dieses Thema meist nur kurz besprochen und kaum praktisch geübt wird, besteht zu Recht. Der übrige Inhalt dieses Kurses hat sich im Lauf der Zeit so sehr ausgeweitet, dass andere, in der Praxis häufiger benötigte Behandlungstechniken Priorität erhalten haben. Da der Zeitrahmen für jeden Kurs festgelegt ist, sollte m. E. über die Einführung eines zusätzlichen, noch mehr praxisbezogenen und übungsintensiveren Kurses nachgedacht werden.
Die Bedeutung von Narben nimmt im Denken und Gesprächen der Therapeuten einen überdimensionierten Platz ein. Bei den B1-Kursen hat es sich gezeigt, dass oftmals bei 16 Kursteilnehmern und fast 200 im Raum „versammelten“ Narben, nicht eine einzige den Energiefluss unterbrochen hat. Es entsteht deshalb der Eindruck, dass sofern Schwierigkeiten bei Behandlungen auftreten, ein Schuldiger gesucht und überwiegend unzutreffend in einer Narbe gefunden werden soll.
Das soeben gesagte bedeutet nun keinesfalls, dass Narben in keinem Fall Ursache für Störungen sein können, nur nehmen sie erfahrungsgemäss eben nur eher selten die ihnen häufig zugewiesene Rolle als energetischer Störfaktor ein. Nach meiner persönlichen Einschätzung sind es weit unter 10% der Narben, die den Energiefluss unterbrechen. Übersehen wird dagegen meist die mechanische Beeinträchtigung, die von einer Narbe ausgehen kann. Gemeint ist damit eine Gewebsveränderung im Sinn von Kontraktionen und Ödembildungen der Narbengewebe und daran angrenzenden Muskulatur. Diese Beeinträchtigungen nehmen im Vergleich zu den den Energiefluss unterbrechenden Narben einen wesentlich grösseren Raum ein.
Kontrakte Narben
Bei Abtastung des Narbengewebes lässt sich oftmals eine nur geringe oder keine Verschiebung des Narbengewebes gegenüber der Umgebung feststellen. Weiterhin lässt sich auch verhältnismässig oft eine kontrakte Mitbeteiligung der Muskulatur feststellen derartige Gewebsveränderungen sind möglicherweise Grund für Bewegungseinschränkungen. So beispielsweise u.a. im Brustbereich ( z. B. M. major pectoralis) für Einschränkungen des Schultergelenks und nach einer Knie-OP oder Verletzungen des Kniegelenks. Kontrakte Bauchnarben zeichnen sich durch ihre auffällige Härte aus und können sich u.a. auch in Form von schmerzhaften Bewegungseinschränkungen auf die Lendenwirbelsäule auswirken. Zur Behandlung dieser Kontrakturen bietet sich die Technik der Inhibition an. Durch die Inhibition lassen sich derartige Veränderungen meist bereits schon durch eine einzige Behandlung weitgehend normalisieren. Kontrakte Narben können den, den Energiefluss unterbrechenden Narben nicht zugeordnet werden, da ihnen die charakteristischen Merkmale der Energieflussunterbrechung fehlen. (Siehe Punkt 3.)
Ödeme im Narbenbereich
Bei sehr frischen Narben können Schwellungen bis der Heilungsprozess abgeschlossen ist als normal angesehen werden. Diese Schwellungen sollten jedoch mit dem Heilungsverlauf abklingen. Anders verhält es sich bei älteren ödematösen Narben, z.B. im Gesichtsbereich, die wegen ihrer Verschwellungen eine kosmetische Problematik darstellen. Die Schaffung von energetischen Flussbedingungen in Verbindung mit dem Auspumpen (Alkohol-Wassergemisch) hat in derartigen Fällen eine überraschend gute Wirkung und hat in der Vergangenheit gelegentlich kosmetische Operationen überflüssig gemacht.
Die den Energiefluss unterbrechenden Narben
Wie bereits erwähnt wird diese Form der Narbenstörung relativ häufig vermutet aber nur selten angetroffen. Die Vorstellung, dass eine Verletzung zur Unterbrechung des Energieflusses führt, ist nachvollziehbar. Bei dieser Vorstellung wurden jedoch nicht die Kompensationsmöglichkeiten des Organismus in die Überlegungen miteinbezogen.