Ein Fallbeispiel

Behandlungsbericht einer Discushernie

Herr Selassie[1], Jahrgang 1972, mit der schlanken Figur eines Kenianers, läuft den Halbmarathon in 1h 24min. Er ist sportlich, gut trainiert und motiviert, beim nächsten Lauf noch etwas schneller zu sein. Beim Landhockey tobt er sich mit seinen Kindern aus, bis dann eine „falsche Bewegung“ einen schiessenden Schmerz im unteren Rücken auslöst und das Spiel abrupt beendet.

Diagnose: Bandscheibenvorfall L5/S1.

Herr Selassie macht intensiv Physiotherapie. Der akute Rückenschmerz lässt mit der Zeit etwas nach und verändert sich. Er beschreibt ihn nun als ziehenden, dumpfen Schmerz, der einfach immer da ist. Zehenspitzengang ist möglich, doch ein Schmerz im rechten hinteren Oberschenkel ist seit dem Vorfall hartnäckig geblieben und verstärkt sich bei Belastung. An Lauftraining ist nicht zu denken.

Behandlung 1

Nach einem kurzen Anamnesegespräch führe ich den Ohrbefund durch, woraus ich die energetische Behandlung für die heutige Sitzung ableiten kann. Bei der angezeigten SAM Caudal behandle ich die Meridiane in der unteren Körperhälfte. Damit will ich eine Umstimmungsreaktion anstossen, welche die Selbstheilungskräfte des Klienten aktiviert und uns dem Ziel, Flussbedingungen zu schaffen, einen ersten Schritt näher bringt. Diese energetische Behandlung und zusätzlich kurzzeitige Kühlung mit Eis der Gesässregion führt zu einer bemerkenswerten Schmerzreduktion von Gesäss und Oberschenkel.

Die Beckenbehandlung gestaltet sich aufwändig. Die Beweglichkeit der Iliosakralgelenke ist naturgemäss klein. Die Beckengelenke von Herrn  Selassie treffe ich so verdreht und starr an, dass es einiges an Geduld und Zeit braucht, bis die Beweglichkeit langsam besser wird.

Behandlung 2

Vier Tage später haben wir den nächsten Termin vereinbart. Herr Selassie berichtet, dass er nach der Behandlung im Gesässbereich muskelkaterartige Schmerzen hatte, die unterdessen aber verschwunden sind Der dumpfe, ziehende  Rückenschmerz hat sich deutlich reduziert. Wieder mache ich den Ohrbefund und führe die energetische Behandlung durch. Die statische Behandlung des Beckens ist nicht mehr so aufwändig, auch die energetisch blockierten Wirbel lassen sich gut lösen.

Behandlung 3

Weitere vier Tage später kommt Herr Selassie schon recht entspannt und zuversichtlich in die Praxis. Rücken- und Gesässschmerz sei nicht mehr vorgekommen. In der Muskulatur des hinteren Oberschenkels habe er einen Schmerzpunkt, doch dieser -so erzählt er mir mit schelmischem Grinsen- sei erst nach einer Stunde langsamen Joggens aufgetaucht. In der dritten Behandlung arbeite ich über die Organe. Das funktioniert gemäss den Regeln der chinesischen Medizin und der Zuordnung von verschiedenen Strukturen zu den fünf Wandlungsphasen. Wie in jeder Behandlung nehme ich mir auch Zeit für die Becken-, Wirbelsäulen- und Gelenkbehandlung.

Behandlung 4

Zwei Wochen später kommt Herr Selassie wieder, etwas frustriert, weil der Oberschenkelschmerz wieder zugenommen hat. Radloff-Therapeuten wissen, dass in diesem Fall noch von einem weiteren Ort/Organ eine Reizung ausgeht, die sich beispielsweise über den viszeralen Reflexbogen äussert.

Die Behandlung der energetischen Leere des rechten Dünndarms entspannt nun die muskuläre Spannung in Becken und Beinen. Aufgrund dieses Befunds befrage ich meinen Klienten spezifisch zu seinen Ernährungsgewohnheiten. Herr Selassie verzichtet wegen meiner Empfehlung nun auf Milchprodukte. Seither sind die orthopädischen Beschwerden verschwunden und er hat sein Lauftraining wieder aufgenommen. Ich bin gespannt, ob er seine Halbmarathonzeit noch unterbieten kann.

Fazit

Herr Selassie fehlt das Enzym Laktase, das zur Milchverdauung nötig ist. Das ist übrigens bei 95% der Menschen mit afrikanischer Abstammung so. In unseren europäischen Breitengraden betrifft es 5 – 20% der Bevölkerung. Durch Konsum von Milchprodukten wird bei diesen Personen der Dünndarm gereizt. Diese Reizung bewirkt bei Herrn Selassie eine Spannungsveränderung der Gewebe in dieser Körperregion, was mit der Zeit die gesamte Statik beeinflusst. Eine starke Verdrehung des Beckens, sowie eine Kompression der Bandscheibe zwischen dem 5 Lendenwirbel und dem Kreuzbein (L5-S1) waren die Folge. Die „falsche Bewegung“ beim Landhockey war dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ursache hingegen war die bisher unbeachtete Milchzuckerunverträglichkeit.

 

Ein Behandlungsbericht von Claudia Maurer


[1] Name geändert