Zum Tod von Klaus Radloff
„Der Wegweiser weist den Weg, er geht ihn nicht!“
Diesen Spruch von Klaus kennen sicherlich viele der Leser und Leserinnen. Nun ist Klaus seinen letzten Weg gegangen...
Klaus Radloff starb am 25. März 2014 um 23.30 Uhr, zu Hause in Sosúa in der Dominikanischen Republik, im Kreise seiner engsten Angehörigen und Freunde.
Am 10. März 2014 musste er sich in Folge eines Mesenterialinfarkt (Verschluss der Dickdarmarterie) einer Operation unterziehen, bei der ihm ein Teil des Dünn- und Dickdarms entfernt werden musste. Leider verstarb Klaus, nach tagelangen starken Schmerzen an den Folgen von Komplikationen. Die „DAWOS METHODE“ die Klaus in seinen Kursen immer als Beispiel brachte, kam tatsächlich zur Anwendung. Da wo’s (=DAWOS) weh tat, war diesmal tatsächlich das Problem, das leider nicht gelöst werden konnte. Zum Schluss konnte er ganz ruhig und friedlich in die andere Welt hinübergleiten.
Einen geliebten Menschen durfte ich noch ein letztes Mal in meinen Armen halten. Ich bin sehr dankbar für diesen letzten gemeinsamen Moment. Viel dankbarer bin ich, dass ich Klaus kennenlernen und einen Teil seines Lebens mit ihm gemeinsam verbringen durfte.
Er war mir ein Lehrer, aber in erster Linie ein sehr lieber, unglaublich grossherziger und bescheidener Freund, der mich in vielen Belangen meiner persönlichen und fachlichen Entwicklung unterstützt und gefördert hat.
Sein Weg in kurzen Abrissen
Klaus wurde 1940 in Berlin geboren. Er wuchs ohne Vater auf, da dieser im 2. Weltkrieg sein Leben verlor. Nachdem er eine Ausbildung als „Photokamerareparateur“ gemacht hatte, entschied er sich, seiner eigentlichen Leidenschaft zu folgen. Er machte eine Ausbildung zum Masseur und Physiotherapeut, welche er 1958 mit Staatsexamen abschloss. Der Mensch stand von diesem Zeitpunkt an im Zentrum seines Wirkens und Schaffens. Von 1974 bis 1982 war er ein Mitarbeiter von Willy Penzel. Klaus Radloff forschte und suchte sein Leben lang nach weiteren, noch effizienteren Möglichkeiten der Befunderhebung und der Behandlung. Durch seine beharrliche und sicherlich oftmals starrköpfige Art, stiess er immer wieder Leute vor den Kopf. Mit Willy Penzel zerstritt er sich, weil dieser nichts von seinen Ideen der Ohr-Reflexzonen und der statischen Behandlung wissen wollte. Daraufhin trennten sich ihre Wege. Klaus Radloff begann in der Schweiz, im appenzellischen Wienacht, seine Ideen weiter zu entwickeln und zu unterrichten. Er gründete 1982 das Lehrinstitut Radloff in dem er ca. 1000 TherapeutInnen, vorwiegend aus der Schweiz, Deutschland und Österreich, mit seinem Wissen versorgte und die Methode lehrte.
Er schrieb Bücher, Fachartikel, hielt Vorträge und forschte sein Leben lang an Verbesserungen dieser wunderbaren Methode.
Der Freidenker
Ich weiss, dass Klaus auch verletzend sein konnte und oftmals missverstanden wurde, weil seine Ideen nicht einfach zu verstehen waren. Aber genau das machte ihn als Menschen aus. Er verlangte vertiefte Auseinandersetzung. Ihn interessierte Oberflächlichkeit nicht. Wenn ein Thema ihn packte, liess er nicht locker, bis er es von allen Seiten beleuchtet und verstanden hatte. Seine Fähigkeit, keinerlei Dogmen zu erliegen, immer frei beweglich zu denken und zu handeln, war zentraler Teil seines Wesens und machte ihn zu dieser faszinierenden Persönlichkeit.
Seine Wortspielereien überforderten viele von uns, manchmal mehr und manchmal weniger. Manchmal wusste man nicht, wie viel Ernst hinter einer Aussage lag oder wie viel einfach nur Witz war.
Mir sagte er einmal: „Weißt du, wer all zu offen ist, der ist nicht ganz dicht!“ Lange begleitete mich dieser Satz und irgendwann merkte ich, dass Klaus es damit sehr ernst gemeint hatte und absolut richtig gelegen war.
Einige seiner bekannten Wortspielereien
- „Kommen sie rein, dann können sie rausschauen"
- Die „James Dean“ Therapeuten. Denn sie wissen nicht was sie tun. (In Anlehnung an den Film “Denn sie wissen nicht was sie tun“ (Rebel Without a Cause ) mit James Dean in der Hauptrolle
- Wer viel misst, misst Mist.
- Sich behandeln lassen nach dem Motto: "Wasch mich, aber mach mich nicht nass"
- Eisenbahnunglücke passieren da, wo`s Schienen hat, also sind die Schienen schuld.
Seine letzte und meiner Ansicht nach wohl glücklichste Lebensphase
In einem seiner Kurse lernte er 2003 Gabriela Christ kennen. Im Jahre 2004, mit 64 Jahren entschied sich Klaus Radloff, seiner Herzensliebe zu folgen und in die Dominikanische Republik zu ziehen. Das Lehrinstitut verkaufte er 2006 an Esther Balmer und mich.
Aber auch in der Dominikanischen Republik folgte er fast bis zum Ende seines Lebens seiner Leidenschaft. Er behandelte Touristen und Einheimische. Die Einheimischen behandelte er zum grossen Teil unentgeltlich, was ihm den Spitznamen „Santa Claus“ eintrug.
Ich bin glücklich, dass Klaus die wunderbare Zeit in Sosúa erleben durfte und wünsche seiner wohlgenährten Seele eine leichte und glückliche Weiterreise. Wir alle verlieren einen wunderbaren Menschen mit all seinen Ecken und Kanten, der uns allen so viel gegeben hat.
Danke lieber Klaus y adios
Peter Jeker