Die Formen von Qi

Der Mensch als Mikrokosmos in diesem Makrokosmos unterliegt denselben Veränderungen und sein Organismus passt sich diesem Wechsel ununterbrochen an. Unsere Lebenskraft verändert sich jede Minute, unsere Emotionen können in kürzester Zeit wechseln.  

Dies alles wird Bewegung des Qi genannt.

Die Bedeutung von Qi 

Das Schriftzeichen setzt sich aus den piktografischen Anteilen zusammen,  die die Bedeutung „Dampf“ und „Lebensmittel“ vereinen. 1 Daraus könnte man ableiten, dass Qi soviel wie „Dämpfe aus den Lebensmitteln heißt. 

Allerdings muss Qi als etwas viel Grösseres betrachtet werden. Qi wird auch als Substanz beschrieben, aus welcher das Universum und die Vielfalt seiner Erscheinungsformen aufgebaut ist. Alle Phänomene im Universum sowie alle Erscheinungsformen im menschlichen Organismus sind Ausdrucksformen unterschiedliche Zustände dieser „Lebenskraft“.

Qi kann sich überall manifestieren. In Form feinstofflicher Aggregatszustände bis hin zu fester Materie. Es ist wandelbar. Das bedeutet, dass es auch immer beeinflussbar bzw. veränderbar ist. 

Der Mensch, als Bindeglied zwischen  den zwei entgegengesetzten Polen Himmel und Erde wird von dieser Energie durchflossen und von dieser Energie genährt. Mit „Himmel“ sind die feinen und mit „Erde“ die verdichteten materiellen Energien gemeint. Der Mensch wird immer in diesem dreidimensionalen Zusammenhang stehen. 

• Das Flüchtige, Feine:  Der Geist , die Seele 
• Das Flüssige: Die Gefühle, die Energien 
• Das Materielle: der Körper

Arten des Qi 

Es gibt im Körper verschieden Arten und Formen von Qi. Es scheint mir unerlässlich, dass wir Radloff-Therapeuten wissen, mit welcher Form von Qi wir arbeiten und vorallem auch wie dieses Qi im Körper gebildet wird. 

 

Qi-Produktion im Körper

Das gesamte nutzbare Qi des Körpers wird als Wahres Qi bezeichnet. Dieses Qi wird weiter differenziert. Es wird aufgeteilt in verschiedene Qi-Formen mit speziellen Funktionen im Körper.  

Doch wie wird dieses Wahre Qi im Körper gebildet?

Grundsätzlich gehen die Chinesen von drei verschiedenen Quellen des normalen Qi aus.  

Das Ursprungs-Qi (Yuan-Qi) 

Es wird auch vorgeburtliches Qi genannt.  

Diese ist die Energie, die bei der Empfängnis von den Eltern auf das Kind übertragen wird. Man kann also auch von der ererbten Konstitution sprechen. Die Qualität und Menge des Ursprungs-Qi ist entscheidend vom energetischen Zustand unserer Eltern abhängig. Beeinflussende Faktoren können sein: Alter, Drogenmissbrauch, Krankheiten, psychische Verfassung usw., im Moment der Zeugung.

Das Ursprungs-Qi kann nach der Geburt nicht mehr aufgefüllt werden. Wenn diese Qi-Form versiegt, folgt der Tod. Das heisst auch, wir müssen im Verlaufe unseres Lebens sehr sorgsam damit umgehen. Das Ursprungs-Qi wird vor allem durch exzessiven Lebenswandel aufgebraucht. Die Chinesen haben dies schon früh erkannt und daraus die Regeln für eine achtsame Lebensweise entwickelt. Zu Leben im Einklang mit dem Makrokosmos. Mit den natürlichen Tages- und Nachtzeiten zu leben und nicht ständig die Nacht zum zu Tag machen. Aber auch die Qi-Energie der Jahreszyklen zu respektieren. Im Winter sollen wir mehr schlafen und zurückgezogener leben, wie es uns die Natur vormacht. Dafür soll die Sommerzeit genutzt werden, mehr zu kommunizieren und weniger zu schlafen. 

Das Ursprungs-Qi wird in den Nieren gespeichert. Es zeigt sich wesentlich in der Grundenergie, die ein Mensch besitzt.  

Das Nahrungs-Qi (Gu-Qi) 

Dieses Qi wird der verdauten Nahrung entzogen. Aus diesem Grund ist es essentiell, dass diese auch tatsächlich Qi enthält und dann so verdaut werden kann, dass daraus das Nahrungs-Qi gewonnen werden kann. Beispielsweise eignet sich frisches, idealerweise am selben Tag geerntetes Gemüse, welches am Tageslicht gewachsen ist.  

Es versteht sich von selbst, dass denaturierte oder mit chemischen Stoffen belastete Nahrung weniger verwertbares Gu-Qi enthält. Gleichzeitig ist aber auch die Nahrungsmittelzubereitung entscheidend. Daraus ist die chinesische Kochphilosophie entstanden. Ich bin jedoch überzeugt, dass wenn wir unsere Grossmutterküche wieder richtig erlernen, wir eigentlich keine TCM-Küche benötigen. 

Radloff nannte dies die Kirchturmernährung. Also in der Umgebung und in der entsprechenden Jahreszeit erhältliche Nahrung, bekömmlich zubereitet. 

Das Atem-Qi 

Es ist das Qi welches die Lunge der eingeatmeten Luft entzieht.  

Natürlich ist dies von der Qualität der Luft abhängig. Die Funktionsfähigkeit der Lungen trägt entscheidend zur Menge des gewonnen Qi bei.  

Atemübungen wie Qi Gong oder auch einfach raus an die frische Luft und moderat bewegen, sind hier deshalb die einfachen Empfehlungen.  

Wahres Qi 

Die drei oben genannten Formen vermischen sich und bilden das sogenannte Wahre Qi. Es hat 5 Hauptfunktionen. 

• Qi ist die Quelle aller Bewegung im Körper und begleitet jede Bewegung 
• Qi schützt den Körper 
• Qi ist die Quelle harmonischer Transformation im Körper 
• Qi regelt die Bewahrung von Körpersubstanzen 
• Qi wärmt den Körper 

Das Wahre Qi wird dann wieder in vielfache Arten aufgeteilt, welche jede dieser Hauptfunktionen enthält. Die für uns wichtigsten: 

Organ-Qi 

Man nimmt an, dass jedes Organ seine eigene Energie hat. Daraus entstehen dann auch die spezifischen Attribute eines Organes mit seinen spezifischen Aufgaben und eigenen Emotionen.  

Aufbau-Qi oder Nähr-Qi 

Es ist dieses Qi, welches im Blut und den Leitbahnen fliesst und unseren gesamten Körper damit versorgt. Mit seiner Hilfe werden die reinsten aus der Nahrung gewonnen Nährstoffe in Blut umgewandelt. 

Abwehr-Qi 

Es bekämpft und wehrt äussere pathogene Einflüsse ab. Es fliesst zwischen der Haut und den Muskeln.  

Qi im Konzept Radloff 

"Es gibt keine Krankheiten, es gibt nur gestörten Energiefluss."

Diese Aussage ist für uns zentral. Die dem Klienten/der Klientin angepasste Behandlungsstrategie kann mit dem Wissen der Qi-Produktion vielleicht noch besser und genauer gewählt werden. 

Unser oberstes Ziel ist, wie wir alle wissen, energetische Flussbedingungen zu schaffen. Das heisst, wir ermöglichen den verschieden Qi-Arten ihre spezifische Funktion wahrzunehmen. Unser Organismus muss den ständigem Wandel und die ständigen Anpassung an die makro- und mikrokosmotischen Veränderungen vollziehen können. Dies funktioniert nur, wenn die Energie frei fliessen kann. Also arbeiten in der ersten Ebene, um die Meridiane, welche das Wahre-Qi mit all seinen Funktionen transportieren, durchgängig zu machen. (Becken-Wirbelsäulenbehandlung, Behandlung der Extremitätengelenke, Skoliosebehandlung, Narbenbehandlungen usw.) 

Um die Produktion von Nahrungs-Qi im Körper zu unterstützen, müssen die Verdauungsorgane richtig arbeiten können, dazu benötigen sie adäquate Energie.  

Um das Atem-Qi der Luft optimal nutzen zu können, darf natürlich die Lungenfunktion nicht eingeschränkt sein. Die Atmung funktioniert nur, wenn das Zwerchfell frei ist. Das heisst auch, die Oberbauchorgane dürfen nicht in einer gestörten Situation sein. Sonst besteht die Gefahr, dass das Zwerchfell verspannt (N.Phrenicus) und die tiefe Atmung der Lunge behindert wird. 

Aber auch Traumen, emotionaler Stress oder blockierte Emotionen verhindern den freien Fluss des Organ-Qi.  
Die Arbeit in der 2. Ebene ist notwendig. (Alarm- und Zustimmungspunkte, Verursacher definieren und behandeln, Themen der WPH-Kurse, Steuerungspunkte, Segmentanatomie, Kräuter, Ernährung) 

Unsere Konstitution (unser Ursprungs-Qi) können wir nicht verändern. Aber wir können harmonisierend auf Störungen Einfluss nehmen. Oftmals hilft uns das Erkennen unserer Bestimmung, um einen Schritt in unserem persönlichen Lebensprozess weiter zu kommen. (Kräuter zur konkreten Unterstützung, Konstitutionskurse, Chinesische Astrologie, I Ging) 

Gleichzeitig können wir werdende Eltern auf gewisse Zusammenhänge aufmerksam machen und sie entsprechend beraten.