Schultergelenksbeschwerden: Die Betrachtungsweise APM Radloff

Die Regel "Mittag-Mitternacht"

Bei der Betrachtung der schematischen Darstellung des Energiekreislaufes fällt auf, dass sich die energetischen Yang-Qualitäten der dort in Opposition befindlichen Meridiane gegensätzlich sind. Es steht jeweils ein Yang- und ein Yin-Meridian dort gegenüber. Beispielsweise der Nieren- (Yin) und der Dickdarm-Meridian (Yang), so wie der Kreislauf- (Yin) und der Magen-Meridian (Yang). 

Bei Betrachtung der räumlichen Anordnung dieser Meridiane fällt auf, dass die im Energiekreislauf aufeinanderfolgenden Yin-Meridiane - Niere - Kreislauf zugleich in einer oben/unten Opposition zu den aufeinanderfolgenden Yang-Meridianen - Dickdarm - Magen - stehen. Der Nieren-Meridian beginnt am Fuss und sein Opponent, der Dickdarm-Meridian, an der Hand. Der Nieren-Meridian übergibt im Bereich der Brust die Energie an seinen Nachfolger den (Yin) Kreislauf- Meridian. Der Dickdarm-Meridian leitet seine Energie im Bereich des Kopfes in den nachfolgenden Magen- Meridian (Yang). Diese Eigenschaft haben alle Yin- Meridiane, die ihren Anfang am Fuss haben in Bezug auf ihre Opponenten, die an der Hand beginnen.

Erste Hilfe nach "Mittag-Mitternacht"


Aus diesen Beziehungen zueinander, lässt sich eine Notfallbehandlung ableiten. Bei grossen energetischen Füllezuständen, wie sie z.B. nach Verletzungen auftreten, kann diese Beziehung genutzt werden. Bei Verletzungen der Hand kann nach dieser Regel die Energie in den Fuss und bei Verletzungen des Fusses kann sie in die Hand verlagert werden. Dabei sollte aber beachtet werden, dass nach der Regel "Mittag- Mitternacht" das Aussen und das Innen reaktiv verbunden sind. Energetische Füllezustände an der Aussenseite des Fusses (Yang) können in die Innenseite der Hand (Yin) verlagert werden. Umgekehrt besteht diese Möglichkeit genauso zwischen Hand und Fuss.

Dieselbe Möglichkeit zur Energieverlagerung besteht in Folge dessen ebenso zwischen dem Knie und dem Ellenbogen, der Hüft- und der Schulterregion und zwischen der Brust und dem Kopf. Weiterhin können nach dieser Logik auch die zwischen den genannten Gelenken befindlichen Körperregionen definiert werden. Die Yin-Strecke zwischen dem Fuss und dem Knie, der Unterschenkel, korrespondiert mit der Yang- Strecke zwischen Hand und Ellenbogen, dem Unterarm. Die Strecke im Yin zwischen dem Knie und der Hüfte - der Oberschenkel, hat seinen Gegenspieler in der Yang-Strecke zwischen dem Ellenbogen und der Schulter, dem Oberarm. Die Yin-Strecke zwischen Hüftgelenk und der Brust, letztlich der gesamte Rumpfbereich findet seinen Opponenten im Yang in der Strecke zwischen dem Schultergelenk und dem Kopf, der Schulter- Nackenregion.

Die Schulter-Nackenregion ist der Reflexionsort des Rumpfes, und damit lässt sich erklären, dass alles Rumpfgeschehen - so auch entzündliche Veränderungen des Schultergelenks - ihren eigentlichen Ursprung in den im Rumpf befindlichen Organen haben. So hat es sich beispielsweise in Behandlerkreisen weitgehend herumgesprochen, dass Erkrankungen der Gallenblase gern einmal eine rechtsseitige Periarthritis Humeroscapularis (PHS) bewirken können. Dieser Erfahrungstatsache ist grundsätzlich nichts entgegenzusetzen. Es sollte aber bedacht werden, dass alle anderen in der rechten Körperseite befindlichen Organe den gleichen Effekt auslösen können. In diesem Zusammenhang muss auch ergänzend erwähnt werden, dass diese Auswirkungen immer homolateral, das heisst auf der gleichen Körperseite, stattfinden.

Nun sollte man annehmen, dass Klienten diese Zusammenhänge aus eigener, schmerzvoller Erfahrung bekannt sein müssten. Das ist aber nur selten der Fall, da zwischen einer internistischen Erkrankung und dem Auftreten einer PHS zum Teil grössere zeitliche Zwischenräume liegen können. Dazu ein typisches Beispiel:

Beispiel: linksseitige PHS

Der Klient litt unter einer massiven, linksseitigen PHS und darüber hinaus war ein Beschwerdebild zu beobachten, das an das Vorliegen eines zervikalen Bandscheibenvorfalls erinnerte. Zusätzlich zu den Schulterbeschwerden bestanden massive Beschwerden der HWS, die stark in den Arm - Richtung Kleinfinger - einstrahlten. Auffällig war ferner eine massiv sichtbare, ebenfalls linksseitige Pulsation unter der Bauchdecke. Auf Befragen erklärte der Klient diese Pulsation mit einer ständig rezidivierenden (wiederkehrenden) Pankreatitis, die ihm aber in diesem Moment keinerlei Beschwerden machen würde. Es stellte sich ein Wechselgeschehen heraus; wenn die Bauchspeicheldrüse akute Beschwerden machte, war die Schulter-Nackenregion stets beschwerdefrei. Nach der internistischen Behandlung dieses Krankheitsbildes trat dann eine beschwerdefreie Phase, die sich zumeist über einige Wochen erstreckte, ein. Danach kam es regelmässig zu dem zervikalen Beschwerdebild, das dann rheumatologisch behandelt wurde. Ein Zusammenhang zwischen den beiden Krankheitsbildern wurde wegen der zeitlichen Zwischenräume weder vom Klienten, noch von den behandelnden Ärzten gesehen. Die nun folgende APM/ESB Behandlung wendete sich an die Pankreas und bewirkte eine spontane und deutliche Reduktion der Beschwerden.

Inzwischen konnte in annähernd allen Fällen einer PHS der Zusammenhang zwischen einer Erkrankung oder Störung der Rumpforgane und der Schulter- Nackenregion durch Behandlung belegt werden. Im Experiment lassen sich diese Beschwerden fast immer durch die Behandlung auffälliger Zustimmungs- oder Alarmpunkte temporär "abschalten".

Traumatische Ursachen und die Regel "Mittag-Mitternacht"


Wenn man nun meint, dass beim Vorliegen eines traumatischen Auslösers dieser Beschwerden die Ursache dafür im betroffenen Schultergelenk oder in der HWS zu finden sind, kann Überraschungen erleben. So zum Beispiel beim Symptomenkomplex "Schleudertrauma", bei dem fast jeder Behandler davon ausgeht, dass das Beschwerdebild eben "traumatisch bedingt" ist. Hierbei addieren sich nicht selten internistische Einstrahlungen dazu. Das zeigt sich in den Fällen, in denen nach Behandlung der Wirbelsäule die ursprünglichen Beschwerden unverändert bestehen bleiben. Erst die Behandlung innerer Organe erbringt dann zumeist die gewünschte Beschwerdefreiheit. Das bedeutet im Klartext, dass zwar eine gewaltsame Schädigung der Schulter-Nackenregion erfolgte, deren schmerzhafte Folgen nicht selbst ausheilen können, weil das "Störfeuer" eines gestörten inneren Organs die Selbstheilung behindert.

Beispiel: Sturz mit Folgen

Die etwa 20jährige Klientin hatte einen nicht allzu gravierenden Sturz auf den Kopf (Sportunterricht) erlitten. Seitdem bestanden leichtere Beschwerden bei der Bewegung der HWS, verbunden mit einer beidseitigen, endgradigen Bewegungseinschränkung sowie dumpfe Kopfschmerzen. Die Wirbelsäule war nach einigen Behandlungen ohne Befund, während die Beschwerden unvermindert weiter bestehen blieben. Die Klientin erwähnte weiterhin, dass sie unter einer Obstipation leide, durch deren erfolgreiche Behandlung sich das Beschwerdebild "auflöste". Derartige Beispiele können ebenfalls vielfach aufgeführt werden.

Die Regel "Mittag-Mitternacht" und westliche Medizin

Wer nun meint, dass diese Zusammenhänge nach der Regel "Mittag-Mitternacht" nur von der (asiatischen) Energielehre gesehen werden, der irrt. Es ist zwar richtig, dass sie dort erstmalig - vor mehr als tausend Jahren - formuliert wurden. Dennoch existieren unabhängig davon moderne, westliche Auffassungen. Die Begründer der "segmentalen Innervation", Hansen und von Staa, haben diese Zusammenhänge offenbar ebenfalls beobachtet, ohne sie aber praktisch zu nutzen. Von ihnen wurden etwa 1940 die unterschiedlichen Reflexionen innerer Organe auf die Körperoberfläche erforscht und beschrieben. Es entstanden die ersten Dermatom- und Myotomschemata.

Dabei wurde immer wieder beobachtet, dass - egal bei welcher internistischen Erkrankung - das in der Schulter-Nackenregion befindliche spinalnervliche Versorgungsgebiet C3 und C4 auf der gleichen Körperseite stets mitbetroffen war.

Da der Austritt des N. phrenicus - er versorgt das Zwerchfell - zwischen dem 3. und 4. Halswirbel erfolgt, wurde von diesen Forschern eine hypothetische Überlegung angestellt. Sie vermuteten, dass sich alle Störungen und Erkrankungen der Organe im Rumpfbereich als Reiz auf das Zwerchfell übertragen würden und so in der Schulter- Nackenregion für Verspannungen und Beschwerden verantwortlich zu machen seien. Der Versuch, diese vermeintliche Reizübertragung durch einseitige Anästhesie (Betäubung) des N. phrenicus auszuschalten, scheiterte aber. Es trat auf der gleichen Seite eine Lähmung des Zwerchfells ein, ohne dass sich dadurch die Beschwerden in der Schulter-Nackenregion beeinflussen liessen. Da diese Zusammenhänge nicht geklärt werden konnten, sprachen sie sinngemäss von einer "universellen Mitbeteiligungszone der inneren Organe".

Entspannungstherapie nach Scharschuch und Haase

Die deutschen Krankengymnastinnen Scharschuch und Haase, die sich mit Techniken zur Schulung des Körperbewusstseins und mit Entspannungstechniken beschäftigten, nutzten, ohne dass ihnen die Zusammenhänge nach der Regel "Mittag-Mitternacht" bekannt waren, empirisch die Möglichkeiten der Energieverlagerung zwischen Brust und Kopf. Sie machten die Beobachtung, dass Reizungen mit Massagegriffen des Brustbeins bei Erregungszuständen unter Umständen stark beruhigend wirken können.

Weitere Zusammenhänge nach der Regel "Mittag-Mitternacht"

Wie dem obengenannten entnommen werden kann, steht die gesamte Rumpfregion reflektorisch mit der Schulter-Nackenregion in Verbindung. Das bedeutet für die Praxis, dass nicht nur die Beschwerdebilder des Schultergelenks damit begründet werden können, sondern dass die Palette der Reflexionen noch weitaus grösser ist.

Kopfschmerz und Migräne

Das Beschwerdebild der Kopfschmerzen bis hin zu Migräne muss hier genannt werden. Wenn man die Literatur auf diesem Gebiet verfolgt, fällt auf, dass dort alle möglichen Ursachen dafür genannt werden. Je nach persönlicher Auffassung neigt der eine Autor dazu, dem Darm, der nächste den Unterleibsorganen und andere wiederum der Gallenblase und Leber die oftmals einseitige Schuld dafür zu geben. Tatsächlich kommen auch hier wieder die Zusammenhänge zwischen dem Rumpf und der Schulter-Nackenregion nach der Regel "Mittag- Mitternacht" zum Tragen.

Das Cervikalsyndrom

Mit der Bezeichnung "Syndrom" wird bekanntlich die Vielzahl in einer Region anzutreffender, gelegentlich auch zugleich bestehender Symptome zusammengefasst. Beim Cervikalsyndrom handelt es sich um Nackenbeschwerden aller Art bis hin zu Bewegungseinschränkungen der HWS, sowie um Einstrahlungen von dort bis zum Schultergelenk und unter Umständen bis in den Arm und zur Hand. Auch hierbei ist in jedem Fall der Zusammenhang nach der Regel "Mittag- Mitternacht" zu sehen, um bei Behandlungen den gewünschten Effekt zu haben.

Diese Überlegungen sollten auch in den zahlreichen Fällen angestellt werden, bei denen uns der Klient den Behandlungsauftrag gibt, seine Beschwerden im "Trapeziuswinkel" zu behandeln. Diese Klienten begründen die Beschwerden dort zumeist mit ihrer einseitigen beruflichen Belastung, mit der einseitigen Haltung an der Schreibmaschine, dem Computer, am Zeichenbrett etc. Tatsächlich dürften sich auch hier wieder die Zusammenhänge nach der Regel "Mittag- Mitternacht" auswirken.

Cervikale Bandscheibenvorfälle

Auch hierbei sollten die Zusammenhänge nach dieser Regel beachtet werden, um mit der APM Radloff zu zufriedenstellenden Behandlungsergebnissen kommen zu können. Sofern man dieses Krankheitsgeschehen nicht nur lokal betrachtet, sondern nach weiterhin bestehenden Erkrankungen fragt, erhält man vom Klienten wiederum fast immer Informationen über gleichzeitig bestehende oder durchgemachte internistische Erkrankungen. Dabei handelt es sich überwiegend um Organe, die ihre spinalnervliche Innervation aus dem Gebiet des Thorax erhalten. Hierbei wirkt es sich offenbar aus, dass der knöcherne Brustkorb starke Verstellungen in der Brustwirbelsäule unmöglich macht. In diesem Gebiet sind dann bekanntlich auch fast keine Bandscheibenvorfälle zu beobachten.' Kompensationen von dort erfolgen dann unter Umständen in die Halswirbelsäule (HWS), aber durchaus auch in die Lendenwirbelsäule (LWS).

Beispiel: Bandscheibenvorfall und Pneumothorax

Klient mit Bandscheibenvorfall C4-C5. Die Befragung ergibt, dass vor etwa einem Jahr ein Spontan-Pneumothorax - die plötzliche enorme Aufblähung der Lungenbläschen - vorgelegen hat. Jetzt bestehen Beschwerden in der Schulter-Nackenregion und der röntgenologische Nachweis des Vorfalls. Die erneute Untersuchung durch einen Lungenfacharzt ergibt, dass der Spontan-Pneumothorax sich wiederum gebildet hat, dessen Behandlung, in Verbindung mit der Wirbelsäulenbehandlung der APM Radloff, erbringt in kurzer Zeit Beschwerdefreiheit. Darüber hinaus ist der Vorfall computerthomographisch nicht mehr nachweisbar. Ein Rezidiv ist nach 2 Jahren zu verzeichnen. Das Beschwerdebild entspricht vollständig dem ursprünglichen vor 2 Jahren. Der Wirbelsäulenbefund mit den Möglichkeiten der APM Radloff ergibt keine Hinweise auf vorliegende Schädigungen, eine Wirbelsäulenbehandlung ist demnach nicht notwendig. Die Untersuchung der Lunge ergibt dagegen das Vorhandensein eines erneuten Spontan-Pneumothorax.

Fallbeispiel 2: Der etwa 50jährige Klient mit einem cervikalen Bandscheibenvorfall berichtet von einer gelegentlich auftretenden "Entgleisung" der. Pankreas. Erst deren Mitbehandlung bringt mit den Mitteln der ESB/APM Beschwerdefreiheit.

Fallbeispiel 3: Die etwa 35jährige Klientin mit einem ebenfalls computerthomographisch nachgewiesenen cervikalen Vorfall erleidet während der Behandlungsserie mit der ESB/APM eine Gallenkolik. Die diese Kolik verursachenden Steine werden sofort operativ entfernt, und unmittelbar danach klingen die Beschwerden des Bandscheibenvorfalls ohne weitere Behandlung ab.